23.04.21

Erstmals seit Veröffentlichung der Machbarkeitsstudie zur Verlängerung der U-Bahnlinie 7 vom Bahnhof Rudow nach Schönefeld wurde die Studie gestern im Entwicklungsausschuss der Gemeinde Schönefeld öffentlich vorgestellt. Uwe Kutscher, Leiter der Bauabteilung der Berliner U-Bahn, informierte über die wesentlichen Eckdaten und den aktuellen Sachstand. Nach Gesprächen in Berlin und mit der Flughafengesellschaft konkretisiere sich der mögliche Trassenverlauf der künftigen U-Bahn, die in Verlängerung des derzeitigen End-Bahnhofs in Rudow über den Bahnhof Schönefeld zu den Terminals des Flughafens verlaufen soll.

Ein etwa 300 Meter langer Tunnel schließt sich bereits heute an die Endhaltestelle in Rudow an. Dort könnte der U-Bahn-Bau später einmal ansetzen. Die Strecke würde dann weiter unterhalb der Waltersdorfer Chaussee bis zum Frauenviertel in Rudow verlaufen und dort in das Stadtquartier Richtung Lieselotte-Berger-Platz abknicken, wo auch eine Haltestelle geplant ist. Von dort verläuft die Trasse weiter bis zur Berliner Stadtgrenze. Auf Schönefelder Gebiet führt sie geradewegs zum S-Bahnhof.

Für den weiteren Anschluss an den Flughafen gibt es mehrere Varianten, die noch diskutiert werden. Auch inwieweit die Bahn unter- oder oberirdisch verläuft, ist noch nicht abschließend geklärt. Die Überlegungen der Flughafengesellschaft, die Gewerbegebiete im Flughafenumfeld mit einem so genannten Peoplemover anzuschließen, werde derzeit nicht mehr aktiv verfolgt. Zwischenzeitlich hatte es Pläne gegeben, das Transportsystem und die U-Bahn parallel zu betreiben. Das allerdings stellte die teuerste aller Varianten dar. Inzwischen gehe der Trend dahin, eine klassische U-Bahn ohne Peoplemover zu bauen und diese oberirdisch an die Terminals anzuschließen, erläuterte der Bauleiter der U-Bahn, Uwe Kutscher.

Die Kosten für die 8,5 Kilometer lange Strecke belaufen sich je nach ober- bzw. unterirdischem Verlauf auf rund 650 bis 750 Millionen Euro. Derzeit sind sieben Haltestellen geplant, sechs davon auf Schönefelder Gebiet.

Die Gemeinde Schönefeld, die schon seit Jahrzehnten von einer solchen Anbindung träume, hatte die Trasse von Beginn an freigehalten, betonte der Vorsitzende des Entwicklungsausschusses Olaf Damm. Favorisiert wurde bisher, da die Trasse teils durch das geplante neue Stadtquartier in Schönefeld-Nord führt, auf Gemeindegebiet ein unterirdischer Verlauf. Kutscher rechnet mit Mehrkosten von vier bis fünf Prozent, die aber seiner Ansicht nach zu leisten wären und keinen Hindernisgrund darstellten. Grundsätzlich werde nichts ohne die Gemeinde entschieden, sagte er. Zudem wird Schönefeld im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens beteiligt.

Die Finanzierung des Bauwerks könne mit mindestens 75 Prozent durch Bundesmittel erfolgen, erläuterte Kutscher, so dass für die Länder Berlin und Brandenburg ein Anteil von rund 160 bis 170 Millionen Euro verbliebe.

In Berlin waren die Pläne für den U-Bahn-Bau mehrheitlich auf Zustimmung gestoßen, allerdings beschloss der Senat weiteren Schritten eine Kosten-Nutzen-Analyse voranzustellen. Diese setzt die Kosten ins Verhältnis zu den möglichen Fahrgastzahlen und ist unter anderem auch Voraussetzung für die Kostenübernahme durch den Bund. Der Senat rechnet für die Analyse mit einem Zeitraum von zwei bis drei Jahren. In der Zwischenzeit will Schönefelds Bürgermeister Christian Hentschel die Finanzierung auf gesicherte Beine stellen. Dazu soll es Gespräche mit dem Land Brandenburg, aber auch dem Landkreis wie Nachbarkommunen geben, die ebenfalls von dem U-Bahn-Anschluss profitieren. „Die Gemeinde muss selbst aktiv werden, wenn sie das Projekt voranbringen will“, erklärte er.

Vision 2035: Brücke über den Bahnhof

Im Weiteren stellte Ortsplaner Thomas Jansen erste Ideen für die Umgestaltung des Umfeldes des S-Bahnhofs Schönefeld als künftigem Umsteigebahnhof zur U-Bahn vor. Kommt die U-Bahn wird sie die S-Bahn im Bahnhofsbereich kreuzen. Neben dem alten Flughafengebäude, heute Terminal 5, stelle der Bahnhof einen architektonischen Haltepunkt in der Identität Schönefelds dar. Allerdings wirke er mit seinem Anblick heute wie aus der Zeit gefallen und weise erhebliche Mängel und Defizite auf. Vor Ort gibt es derzeit weder Shops noch Toiletten, er sei teils verwahrlost, schlicht „ein Unort“, so der Ortsplaner.

In einem ersten Schritt sei es angezeigt, den Bahnhofszugang aufzuwerten. Im nördlichen Bereich zur Pestalozzistraße schlug er etwa eine räumliche Erweiterung vor. Es soll mehr Freiraum und Sichtachsen geben, so dass alles übersichtlicher wird und sich Fahrgäste auch am Abend vor Ort angstfrei bewegen könnten. Auch Stellplätze für Räder beziehungsweise Fahrradboxen wären an dieser Stelle denkbar, erklärte er.

Ideen für den Fall, dass die U-Bahn gebaut wird, präsentierte das Büro Torge Gaa Wercker mit ihrer Vision 2035, die im Entwicklungsausschuss auf große Begeisterung stieß. Danach soll eine breite Brücke mit viel Glas und Kolonnaden gemeinsam mit der U-Bahn über die Gleise führen, begleitet von einem großen offenen Platz. Auf diese Weise soll es gelingen, die Schienen als derzeit trennendes Element zu überwinden und den alten Ortskern von Schönefeld mit dem Neubaugebiet im Norden zu verbinden. Dieser Gedanke könne auch aufgenommen werden, für den Fall, dass die U-Bahn unterirdisch verläuft, hieß es.

Die Deutsche Bahn hatte zuletzt angekündigt, eine Machbarkeitsstudie für das Bahnhofsgebäude zu beauftragen. Die Gemeindeverwaltung wird nun zunächst das Gespräch mit der Bahn suchen, um ihre Planungen vorzustellen und beides in Einklang zu bringen. Auch sollen die Überlegungen in den geplanten und jüngst von der Gemeindevertretung beschlossenen Ideenwettbewerb für das Neubaugebiet Schönefeld-Nord einfließen.

 

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